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Was ist überhaupt ein Tremor?

Der Tremor (Zittern)
gehört zu den Hyperkinesen (zuviel an Bewegungen), er ist definiert als eine unwillkürliche, rythmisch oszillierende Bewegung in mindestens einer Körperregion. Man unterscheidet einen Ruhetremor von den verschiedenen Formen eines Aktionstremors (Haltetremor, Bewegungstremor, Intentionstremor - bei zielgerichteten Bewegungen, aufgabenspezifischer Tremor z.B. Schreibtremor und isometischer Tremor).

Der ET ist eine neurologische Erkrankung,
dem zufolge sollte jeder, der die Ursachen seines Zitterns abgeklären oder seinen Tremor behandeln lassen möchte, einen Neurologen aufsuchen, das ist ein medizinischer Spezialist, der sich mit Erkrankungen des Gehirns und des Nervensystems auskennt. Der ET wird zusammen mit der Parkinson-Krankheit und vielen anderen Erkrankungen (z.B. Restless Legs-Syndrom, Tics oder Dystonien) zu den Bewegungsstürungen gerechnet.
Voraussetzung für jede gezielte Therapie ist die richtige Diagnose und beim ET demzufolge die Abgrenzung der verschiedenen Tremorformen.

Der ET als häufigste Form des Zitterns
bei mindestens 400 von 100000 Menschen, manche Schätzungen gehen sogar über 1% der Bevölkerung; zwei Häufigkeitsgipfel des Erkrankungsbeginns im 2. und 6. Lebensjahrzehnt) tritt typischerweise in Händen und Unterarmen beidseitig (Asymmetrie kommt vor) beim Halten und/oder Bewegen auf (nicht bzw. weniger in Ruhe). Ruhe heißt hier im neurologischen Sinne, daß nichts in der Hand gehalten wird und die Hände im Sitzen ruhig und unverkrampft auf den Oberschenkeln liegen.

Dies darf nicht verwechselt werden mit
Ruhe im Sinne von Abwesenheit von Stress oder Angst. Typisch für den ET ist, daß er z.B. in Abgrenzung vom verstärkten physiologischen Tremor (s.u.) auch zuhause in ruhigen, entspannten Situationen auftritt, aber eben beim Halten bestimmter Gegenstände (Zeitung, Eßbesteck). Der ET ist - abgesehen von ganz leichten Formen - mehr oder weniger kontinuierlich nachweisbar, d.h. er tritt auch in innerer Ruhe auf, ist aber kein Ruhetremor (sondern ein Halte- und Bewegungstremor).

In ca. 60% sind
auch andere Verwandte betroffen (sogenannter autosomal-dominanter Erbgang), Alkohol verbessert häufig die Symptomatik (ohne dessen Ursache zu sein!), seine Frequenz liegt bei 4 bis 12 Hertz (= Zitterausschläge pro Sekunde, oft bis 8 Hertz) und auch nach einem mehrjährigen Verlauf treten keine anderen neurologischen Symptome außer einem gelegentlichen Zahnradphänomen auf (das bemerkt der Untersucher bei überprüfung der Muskelspannung), also z.B. keine relevanten Gehstörungen.

Somit ist der ET eine
monosymptomatische Erkrankung, d.h. es kommen im Verlauf keine anderen Symptome hinzu ("Zittern als Krankheit"). Durch spezielle Untersuchungen läßt sich allerdings manchmal nach vielen Jahren eine leichtere Gehstörung nachweisen, diese ist für die Betroffenen im Alltag meist ohne Bedeutung. Spontane Besserungen sind unwahrscheinlich. Das Risiko, an der Parkinson-Krankheit zu erkranken, ist für ET-Betroffene ausgesprochen gering (maximal ca. 6%), aber etwas höher als in der Durchschnittsbevölkerung.

Tremor lateinisch Tremere (= Zittern)
ist wesentlich häufiger (zwei Häufigkeitsgipfel des Erkrankungsbeginnes im 2. und 6. Lebensjahrzehnt) als die Parkinson-Krankheit, aber viel unbekannter, es handelt sich um die häufigste Bewegungsstörung überhaupt (bei fast 5% aller Menschen über 40 Jahren auftretend, nach dem 65. Lebensjahr z.B. ähnlich häufig wie Arthrose oder Diabetes, ca. 20% der Betroffenen erkranken allerdings vor dem 30. Lebensjahr).

Die Ursache
ist wahrscheinlich eine Funktionsstürung in bestimmten Regelkreisen des Gehirns, die die Bewegung steuern. Die Diagnose (die Tremorfrequenz kann bei der Elektromyographie bestimmt werden und läßt bestimmte Rückschlüsse zu) beruht auf der Kombination eines Zitterns der Hände und Unterarme beim Halten (evtl. zusätzlich beim Bewegen - bei der Parkinson-Krankheit typischerweise in Ruhe!) und der Abwesenheit anderer neurologischer Symptome.
die Diagnose wird bestätigt durch eine längere Dauer der Krankheit (bis zur Diagnose schon mindestens 3 Jahre ohne Hinzutreten anderer Beschwerden), die Erkrankung anderer Verwandter (in ca. 60%) und die oft bessernde Wirkung von Alkohol auf das Zittern (obwohl der essentielle Tremor nicht durch vermehrtes Trinken verursacht wird und dies natürlich nicht zur Therapie genutzt werden kann).

Die Abgrenzung von anderen
Erkrankungen mit Tremor ist wichtig, ganz besonders bei den nicht erblichen Formen, z.B. Parkinson (einseitig betontes Zittern, u.U. auch stärkerer Beintremor, Zittern überwiegend in Ruhe, zusätzliche Gehstörungen), Dystonie (Tremor in einem Arm betont oder ungewöhnliche Kopfhaltung), psychogener Tremor (z.B. plötzlicher Beginn) oder medikamentös bedingter Tremor (z.B. durch Schilddrüsenpräparate, Antidepressiva oder bestimmte Herzmittel).

Die Behandlung
siehe Tremor Behandlung der Erkrankung, die häufig recht gutartig verläuft, aber psychosoziale Auswirkungen mit sich bringt und bei ca. 15% der Betroffenen zu einer vorzeitigen Berentung führt, ist meist medikamentös: Betablocker und/oder Primidon.

In Einzelfällen
kommen andere Medikamente in Betracht, wie zum Beispiel Mirtazapin, Gabapentin/Topiramat, Clonazepam/Alprazolam (nur vorübergehender Einsatz) oder auch Clozapin (Blutbildkontrollen!). Beim dystonen Tremor, Kopf- oder Stimmtremor kann die Injektion von Botulinum-Toxin helfen; bei schweren Formen des essentiellen Tremors, die medikamentös nicht zu beeinflussen sind und starken Einschränkungen des Alltags durch das Zittern, ist die neurochirurgische Implantation eines sogenannten "Hirnschrittmachers" zu erwägen.

Untypisch für einen ET
der in absteigender Häufigkeit Hände, Kopf, Stimme, und Beine betreffen kann (bei Frauen ist ein Kopf- oder Stimmtremor etwas häufiger, bei Männern der Händetremor), sind neben einer stärker ausgeprägten Gehstörung eine bleibende Einseitigkeit, ein plötzlicher Beginn, ein isolierter Beintremor oder charakteristische Symptome der Parkinson-Krankheit (z.B. Akinese = Verlangsamung aller Bewegungsabläufe, Rigor = Steifigkeit der Muskulatur, nachlassendes Geruchsempfinden). Neben der Parkinson-Krankheit Zittern typischerweise in Ruhe, einseitig betont und beim Gehen oder bei mentaler Belastung zunehmend, z.B. beim Rückwärtszählen zum Parkinson-Tremor müssen vom ET andere Tremor-Formen abgegrenzt werden.


Dieser Text wurde uns freundlicherweise von Herrn;

Dr. med.Martin Ruppenthal
Neuer Markt 11
53340 Meckenheim (bei Bonn)
Tel. 02225/159 59
Fax: 02225/702 758
Home: www.martin-ruppenthal.de
Zur verfügung gestellt.






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